Ich sitze gerade in einem McDonalds an der polnischen A2 und habe noch 1000km vor mir bis Kiew. Ich sitze hier mehr als 24h später, als geplant. Eigentlich wollte ich Sonntag um 24:00 nach Dnipro starten, doch nur zwei Stunden vorher hatte ich nochmal Kontakt mit Leuten vom Haus der Hoffnung. Dabei stellte sich heraus, dass gerade etwas umgeplant wird. Ziel sei erstmal weniger Dnipro, sondern Kiew, wo es aktuell auch mehr zu tun gibt. Gründe sind die ganze Situation vor Ort. Auch stand die Frage im Raum, ob es nicht besser wäre, für mich zu warten, bis sich noch andere Helfer finden, mit denen ich mich für die Reise zusammenschließen kann. Also saß ich da Sonntag nach auf gepackten Koffern und legte mich erstmal schlafen. Den nächsten Tag, unwissend wann es losgehen könnte, ließ ich sehr entspannt angehen, bis plötzlich mein Telefon klingelte: „SEENOTRETTER STRALSUND EINSATZ!“ Etwas das ich eigentlich hätte ignorieren können, da ich aktuell keine Bereitschaft hatte, jedoch ließ sich aus dem Voralarm schließen, dass es sich um einen Einhandsegler handelte mit einem akutem kardiologischen Problem. Daraufhin meldete ich mich beim Bootsführer des Einsatzes und bot ihm an, als Sanitäter zu unterstützen. Ich schnappte meinen Notfallrucksack und fuhr zum Hafen: „Alle Leinen los!“ Das Seenotrettungsboot war schon komplett bereit zum ablegen. Auf der Anfahrt wurde es nochmal kurz hektisch, weil gemeldet wurde, der Segler sei nicht mehr erreichbar. Ich bereitete mich auf alles vor und legte alle Materialen für eine Reanimation auf See bereit. Da kreiste auch schon ein Offshore-Rettungshelikopter über dem Schiff des schwerkranken Seglers. Unser Bootsführer setzte mich zunächst gleich auf dessen Segelboot ab, wo ich die Lage schnell einschätzen konnte. Erleichtert stellte ich fest, dass der Segler zwar akut erkrankt war, jedoch im Moment in einem relativ stabilen Zustand. Wir bestellten den Helikopter ab und fuhren mit dem Segler in den Hafen, wo schon ein Notarzt und Rettungswagen warteten. Nach einer kurzen Übergabe konnte dem Segler schon im Rettungswagen medikamentös geholfen werden und dann ging es mit Notarzt und Sondersignal für ihn in die Notaufnahme. Wir kümmerten uns noch um sein Segelboot und klarten dann alles auf. Ein rundum sehr gut abgelaufener Einsatz mit einem Klasse Team! Zurück im Hafen schaute ich das erste Mal wieder auf mein Handy wo die Nachricht stand, ich könne mich jetzt auf den Weg nach Kiew machen, wenn ich bereit bin. Wow! Wäre es nach mir gegangen, wäre ich schon fast dort, aber so konnte ich in Stralsund ganz unerwartet noch helfen. Da wurde mir wirklich bewusst, dass Gott einfach den Überblick über alle Dinge hat und wir ihm vertrauen dürfen, auch wenn wir manchmal nicht verstehen können, warum manches anders abläuft, als wir es uns vorgestellt haben. Ich bin jetzt seit 02:00 unterwegs und habe noch 1000km bis Kiew vor mir. Nach einem kleinen dreistündigen Nickerchen und einem Kaffee, fühle ich mich für diese Strecke jetzt auch wieder richtig fit!

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