So geht es immer weiter. Während ich auf Höhe Warschau bin, bekomme ich einen Anruf, dass eine Freiwillige aus dem Team bald in Krakau landet und noch nicht weiß, wie sie von dort nach Kiew kommen soll. Also beschließe ich meine Route zu ändern und düse nach Krakau. Plötzlich werde ich von einer Reihe Polizeiwägen, gefolgt von vielen schwarzen Limousinen, gefolgt von wieder Polizei überholt. Alle Fahrzeuge auf der Autobahn machen Platz. Ich sehe darin eine Chance schneller zum Flughafen zu kommen und hänge mich an das letzte Polizeiauto ran. Quasi im Windschatten der Kolonne (die übrigens auch bis zum Flughafen gefahren ist) schaffe ich es so, in Rekordzeit bei meiner wartenden Mitfahrerin zu sein. Am Flughafen angekommen wartet dort Micha aus Pensacola auf mich. Sie war schon einige Monate mit Haus der Hoffnung in der Ukraine unterwegs und ist gerade zum wiederholten Male um den halben Globus geflogen, um in den Menschen in der Ukraine dienen zu können.
Zum ersten Mal spreche ich mit einem anderen Menschen, der ähnliche Dinge erlebt hat und für das was er tut den gleichen Antrieb besitzt. Wir tauschen uns über die lange Fahrt über unsere Erlebnisse, unseren Glauben und die aktuelle Situation in der Ukraine aus. So angeregt, das mir irgendwann auffällt, dass meine Tankanzeige schon länger auf Reserve steht, nach einem kurzen Tankstopp und 70 Kilometer fahrt fällt uns plötzlich auf, das Michas Koffer nicht mehr im Wagen ist. Ich erinnere mich, dass ich den Koffer kurz rausstellen musste, um an die Kanister zum Betanken zu kommen. Mein Puls schnellt in die Höhe, nicht das wir jetzt alles verloren haben, was Micha für viele Wochen zum Leben mitgenommen hatte. Wir sind mitten in Polen, drehen sofort um und versuchen die Tankstelle telefonisch zu erreichen. Jedoch liegen eine Stunde fahrt vor uns und niemand der den Hörer an der Tankstelle abhebt, spricht Englisch.
Wir beten und vertrauen Gott, dass er das Gepäck an der Autobahnraststätte davor schützt, gestohlen zu werden. Da gibt die Frau, mit der wir uns am Telefon vorher nicht verständigen konnten den Hörer weiter. Ein Mann sagt in gebrochenem Englisch das er unser Gepäck hat, er wartet auf uns. Wir sind überglücklich über dieses Koffer-Wunder und machen uns kurze Zeit später auf den Weg weiter nach Lviv, wo wir ein Apartment für eine Nacht nutzen können. Morgen soll es dann weitergehen nach Kiew.