Auf dem Bild sieht man den kleinen Sashko in die Kamera lachen, der mit seinen drei Jahren mehr Leid erfahren hat, als so manch einer von uns in seinem Leben erleben muss. Er erlebte die Corona-Pandemie, einen grausamen Krieg, die schwere Zeit während der russischen Besetzung und nicht zuletzt die blutige Rückeroberung. Vor nur zwei Tagen erlebte er, wie sein älterer Bruder mit sechzehn Jahren in den Armen seiner Mutter verblutete, nachdem das Haus von einer Rakete getroffen wurde und heute suchten wir vergeblich nach seinem ältesten Bruder im Krankenhaus, wo Menschen auf den Fluren notoperiert wurden, in einem Zustand, für den mir trotz meiner rettungsdienstlichen Vorerfahrung jegliche Worte fehlen.
Wir kamen in diese Stadt unter Raketenbeschuss, um Lebensmittel zu verteilen und Menschen zu evakuieren. Anders als geplant, legten wir nur 500m in Sichtweite zu den russischen Truppen einen Stopp ein, denn Sashko’s Mutter rannte weinend auf uns zu. Wir hielten an und nahmen Sashko, seine Mutter, seinen Vater und den vier Jahre älteren Bruder auf. Gleich nahmen uns russische Drohnen ins Visier und mehrere Raketen schlugen um uns in der Nähe ein. Eine wurde von dem Haus neben dem wir standen davon abgehalten, uns zu treffen und wir fanden wie durch ein Wunder zwischen den mit Minen gespickten Straßen einen Weg aus Kupjansk heraus, woraufhin uns die ukrainischen Soldaten aus den Panzern zujubelten.
Und um meinen guten finnischen Freund und Lehrer Matias zu zitieren: „Sashko wird wahrscheinlich nie meinen Namen kennen, wissen was ich für ihn getan habe, mir applaudieren oder mir Danke sagen. Trotzdem hätte ich wahrscheinlich zehn Kugeln dafür auf mich genommen, dass er nur ein weiteres Jahr leben kann. Und ich denke, dass ist die Liebe mit der Jesus all unsere Schuld auf sich genommen hat und am Kreuz für all das Leid gestorben ist. Und das ist auch die Liebe mit der auch ich von ihm geliebt bin.“
Nachdem ich Anfang 2021 schwer erkrankt bin und länger ausgefallen bin, habe ich mich selber dafür verantwortlich gemacht, krank geworden zu sein. Ich habe mich für meinen Job unfähig gesehen und nicht nur als Belastung für meinen Arbeitgeber, sondern auch für meine Familie und Freunde, die mir zu Helfen versucht haben. Das endete in einigen (zum Glück) nicht erfolgreichen Selbstmordversuchen. Ich konnte all das und vor allem mich selbst nicht mehr ertragen und lieben.
Heute durften ich Sashko’s erstes Lächeln nach langer Zeit (wie uns seine Mutter berichtet hat) miterleben, das ein guter Freund von mir in diesem Bild festgehalten hat. All das ist nur ein Beispiel von all dem, was ich hier jeden Tag erfahren darf. Und für all das bin ich Gott sehr dankbar! Sowie für allen Schutz und Bewahrung, den wir hier an den vordersten Frontlinien dieses Krieges erleben dürfen. Ich kann mit meinem Verstand kaum greifen,wie viele „Zufälle“ hier jeden Tag passieren, die mir das Leben retten. Gott ist gut, jeden Tag. Спава Богу!